Am vergangenen Wochenende stand in Duisburg mit dem Gunst-Pokal das erste nationale Sichtungs- und Auswahlturnier des männlichen Wasserballnachwuchses für 2024 auf dem Programm. Nicht nur tagesaktuell ist dieses ein guter Grund, einen Blick auf Fritz „Itze“ Gunst, den Namensgeber dieses Wettbewerbs, zu werfen. Als Olympiasieger und viermaliger EM-Medaillengewinner zählt er nicht nur zu den großen Namen des deutschen Wasserballs , sondern kann auch mit gleich mehreren Alleinstellungsmerkmalen aufwarten kann. So ist Gunst neben Paul Günther (Hannoverscher SV von 1892/Olympiasieger 1912 im Wasserspringen) bis heute der einzige niedersächische Athlet, der eine Aufnahme in die International Swimming Hall of Fame (ISHOF) in Fort Lauderdale (US-Bundesstaat Florida) gefunden hat.
DER JAHRHUNDERT-WASSERBALLER: FRITZ GUNST
Nicht nur zu einem der erfolgreichsten hannoverschen Spieler, sondern zu einem deutschen Jahrhundert-Wasserballer wurde Fritz „Itze“ Gunst (1908 – 1992) von den Wasserfreunden 98 [Hannover]. Selbst der Deutsche Schwimm-Verband titulierte den Olympiasieger von 1928 in seiner Übersicht der „500 Großen“ als einen „Wasserballer von legendärem Ruf“.
Von 1924 bis 1947 erzielte er in 1.200 Spielen über 2.000 Tore für seinen Verein und die Nationalmannschaft.
National wurde Gunst 1927 für die Wasserfreunde und dann in den Jahren 1936 bis 1938 mit dem Nachfolger Wasserfreunde 98 viermal deutscher Meister. Mit der Nationalmannschaft gewann er bei den 13 internationalen Championaten zwischen 1926 und 1939 (Olympische Spiele, Europameisterschaft und Sechs-Nationen-Turnier der LEN um den Klebelsberg- bzw. Horthy-Pokal) bis heute in Deutschland unerreichte zwölf Medaillen.
AUFNAHME IN DIE „HALL OF FAME“
Gunsts Rekordmarke von 115 Länderspielen wurde erst in den 1960er-Jahren von dem Duisburger Hermann Haverkamp übertroffen. 1988 wurde er vom Nationalen Olympischen Komitee als ältester noch lebender deutschen Olympiasieger zu den Spielen im südkoreanischen Seoul als Ehrengast eingeladen.
Aus der Vielzahl von Ehrungen stechen drei besonders hervor: Als Olympiasieger von 1928 ist Gunst auf dem Wanderpokal des deutschen Wasserballmeisters namentlich verewigt. 1954 stifteten die Wasserfreunde als Wandertrophäe den Gunst-Pokal, der aktuell jeweils dem Sieger eines gleichnamigen DSV-Auswahlturniers des Nachwuchses überreicht wird. International erfolgte 1990 die Aufnahme in die International Swimming Hall of Fame (ISHOF) in Fort Lauderdale. Diese hohe Ehre ist unter den deutschen Wasserballern ansonsten nur noch seinem 1928er-Kollegen Erich Rademacher zuteilgeworden.
INTERNATIONALE RESULTATE
1927 Bronze Europameisterschaft in Budapest (HUN)
1927 5. Platz Europameisterschaft in Bologna (ITA)
1928 Gold Olympische Spiele in Amsterdam (NED)
1929 Bronze Europaturnier in Budapest (HUN)
1930 Silber Europaturnier in Nürnberg (GER)
1931 Silber Europameisterschaft in Paris (FRA)
1932 Silber Olympische Spiele in Los Angeles (USA)
1934 Silber Europameisterschaft in Magdeburg (GER)
1935 Bronze Europaturnier in Brüssel (BEL)
1936 Silber Olympische Spiele in Berlin (GER)
1937 Silber Europaturnier in Budapest (HUN)
1938 Silber Europameisterschaft in London (GBR)
1939 Gold Europaturnier in Doetinchem (NED)
Aus: Von der Leine in die Welt. 125 Jahre Wassersportfreunde von 1898 Hannover, Hannover 2023
Bericht: Wolfgang Philipps